Videoaufnahmen: Wie du die Effizienz deines Trainings nur dank diesem Hilfsmittel maximierst

von Simone Fasel

Hast du dies auch schon erlebt? Du änderst ein (scheinbar) kleines Detail im Training und plötzlich läuft es wie am Schnürchen und dies obwohl du vorher ewig an der gleichen Stelle festgesteckt hattest? Beim Tiertraining gibt es so viele Elemente, die beachtet werden müssen: wurde das Kriterium angemessen festgelegt und auch wirklich präzise geclickt? Ist die Platzierung der Belohnung optimal? Hat das Tier zwar das gewünschte Verhalten ausgeführt, aber vielleicht auch noch zusätzliche (unerwünschte) Verhaltensweisen gezeigt? Usw. Leicht geht da etwas unter! Wenn du dann nicht bemerkst, dass du Fehler gemacht hast und diese dadurch immer und immer wieder (teils jahrelang!) wiederholst, verfestigt sich nicht nur ein vielleicht unerwünschtes Verhalten des Tieres, sondern die Gefahr ist auch gross, dass du beginnst, an deinen Fähigkeiten oder an den Fähigkeiten deines Tieres zu zweifeln.

Bild 8Bob Bailey sagt sinngemäss, dass die Videokamera die zweitwichtigste Erfindung im Tiertraining sei (nach dem Clicker). Videoaufnahmen ermöglichen dir, zu erkennen, was dir zu deinem Erfolg noch im Wege steht.
Lies im folgenden Blogartikel, wie einfach es ist, Videos zu machen und wie du diese nutzen kannst, um die Effizienz deines Trainings massiv zu steigern.

Für wen sind Videoaufnahmen wichtig?

Vielleicht denkst du, dass Videoaufnahmen nur dann wichtig seien, wenn man hochtrabende Ziele hat – Prüfungen, Meisterschaften oder Realeinsätze. Dabei ist jede Interaktion für das Tier gleichermassen bedeutsam und wenn du diese dank dem Auswerten von Aufnahmen optimal gestalten kannst, wird das Tier beim Training noch mehr Spass haben und ihr werdet gemeinsam viel schneller ans Ziel kommen. Klappt das Herankommen des Pferdes von der Koppel nicht wirklich, wenn seine Kollegen noch draussen sind? Dann mache Videoaufnahmen von deinem Appell-Training und nimm die Ergebnisse unter die Lupe! Oder möchtest du ein perfektes Fussgehen für einen Obedience-Wettbewerb? Mache deine Videokamera bereit!

Videoaufnahmen sind auch keinesfalls nur dann wichtig, wenn du schon ein sehr erfahrener Trainer bist. Vielleicht hast du das Gefühl, dass es ja „nichts zu sehen gäbe“, wenn du noch ganz am Anfang deiner Trainerkarriere stehst. Das Gegenteil ist der Fall! Videoaufnahmen werden dir dabei helfen, Anfängerfehler schnell zu erkennen und zu eliminieren und so deinen Fortschritt zu beschleunigen.

Nur um es nicht unerwähnt, zu lassen: auch wenn du auf eine langjährige Trainerkarriere zurückblicken kannst und bisher deine Sessions noch nicht gefilmt hast, wirst du sehr davon profitieren, dir diese neue Gewohnheit anzueignen. Gerade dann, wenn man Dinge schon über eine sehr lange Zeit gemacht hat, werden sie stark mechanisch-automatisiert und die Videoaufnahmen werden dir helfen, zu reflektieren, ob du das Optimum aus deiner Trainingszeit herausholst.

…und was soll gefilmt werden?

Je mehr man es gewohnt ist, Trainings zu filmen (und festgestellt hat, wie schnell und einfach dies geht), desto eher werden es wohl fast 100% der Trainingssessions sein, die aufgenommen werden, da man sich keine Info „verschenken“ möchte. Du wirst aber bereits die Vorteile von Videoaufnahmen deines Trainings nutzen können, wenn du zwar nicht immer und überall filmst, sondern einfach in einer gewissen Regelmässigkeit daran denkst, die Kamera beim Training zu installieren.

Filme auf alle Fälle nicht nur den kompletten Parcourslauf oder den fertigen, neuen Trick, sondern einen Ausschnitt deines normalen Trainingsprozesses. Und schalte auch die Kamera bei einem Fehler nicht aus, sondern nutze dies als Gelegenheit zu überprüfen, wie du und dein Tier mit einem Fehler umgehen und wie dies den weiteren Trainingsverlauf beeinflusst.

Gelegentlich solltest du auch eine komplette Sesssion filmen – also wie du dein Tier holst, zum Trainingsort bringst, trainierst und wie du es dann wieder wegführst. Denn jede Interaktion ist Training!

Und natürlich sehr wichtig: achte unbedingt darauf, dass nicht nur das Tier auf der Aufnahme zu sehen ist. Denn nur durch eine Veränderung deines (Trainer-)Verhaltens kannst du das Verhalten des Tieres ändern.

Die Vorteile von VideoaufnahmenGluehbirne_pixabay

  • Videoaufnahmen sind objektiv. Man muss sich nicht auf Gefühle verlassen, sondern bekommt Antworten. Dies verhindert, dass Verhalten mit „Energien“, Dominanz, etc. erklärt wird. Stattdessen ist objektiv festgehalten, welche (Umwelt-)Faktoren dazu beigetragen haben, dass ein bestimmtes Verhalten aufgetreten ist.
  • Durch das Anschauen und Auswerten von Videoaufnahmen wird deine Beobachtungsgabe immer weiter verbessert. Es gibt Untersuchungen darüber, dass man Dinge, von denen man nicht weiss, dass sie da sind, auch nicht „sieht“. Das bedeutet, dass du manche Elemente erst wahrnehmen und zur Optimierung deines Trainings wirst nutzen können, wenn du sie dank Video (z.B. Zeitlupenaufnahme) entdeckt hast. So wird es dir zukünftig möglich sein, deinem Tier richtigere und präzisere Informationen zu geben.
  • Es ist eine Illusion, dass man von blossem Auge alle wichtigen Bewegungen sehen könnte. Wenn man jedoch eine Videoaufnahme in Zeitlupe macht, erkennt man nicht nur allenfalls unerwünschte oder noch zu optimierende Bewegungen des Tieres, sondern man kann auch Bewegungsansätze des richtigen Verhaltens früher erkennen. Übt man dies oftmals in „verlangsamter Version“ schafft man es mit der Zeit auch, all diese Verhaltensweisen in Echtzeit wahrzunehmen.
    „You get what you click!“ („Du bekommst, was du clickst!“). Heisst, dass die Verhaltensweisen des Tieres, die wir da auf der Videoaufnahme sehen durch unser Training beeinflusst wurden. Immens wichtig also, dass wir dank Zeitlupe vor allem auch unsere eigenen Bewegungen genau überprüfen, ob der Ablauf und das Timing stimmte.
  • Videoaufnahmen ermöglichen dir ganz generell einen objektiveren Blick auf deine Trainingsleistung. Manchmal hat man vielleicht nach dem Training das Gefühl, es sei alles schief gelaufen. Wenn du deine Aufnahmen durchschaust, wirst du jedoch feststellen, dass vieles schon bestens klappt.
  • Trainierst du mit einem Coach, kannst du auch Anleitungen und Verbesserungsvorschläge aufnehmen und Zuhause nochmals in aller Ruhe durchgehen. Vieles geht sonst allzu schnell vergessen. Bist du selbst Coach solltest du unbedingt auch filmen, wie du unterrichtest (natürlich immer nur mit Einwilligung der Trainierten).
  • Gab es eine (längere) Pause im Training, erlauben es dir deine Aufnahmen genau zu rekapitulieren, wie du vorgegangen bist und du wiederholst nicht unnötig immer und immer wieder den gleichen Trainingsschritt (was es dem Tier immens erschwert, über diesen Schritt wieder hinauszukommen).
  • Trainieren mehrere Trainer mit einem Tier, sind Videoaufnahmen unerlässlich, um sich gegenseitig auf dem aktuellsten Stand zu halten, welche Trainingsschritte schon abgeschlossen wurden und was nun ansteht.
  • Es ist auch immer wieder schön, dank dem Videoarchiv zurückschauen zu können und sich bewusst zu werden, wie weit man schon gekommen ist. Dies motiviert zum Weitermachen. (Und natürlich kann man ja eh stundenlang Fotos und Videos von den besten und schönsten Tieren der Welt anschauen, oder?;-))

Analyse deines Videos

Gewöhne dir an, zumindest einige Videoausschnitte dann anzuschauen, wenn du auch wirklich noch was verändern kannst, also WÄHREND deines Trainings und nicht nur danach. Konkret sieht dies so aus, dass du eine Trainingssession mit deinem Hund absolvierst und während er Bild 2eine kurze Pause macht – sei dies in seiner Boxe, auf einer Station oder bei einem erfahrenen Hund auch während eines Zerrspiels – schaust du kurz einige Sekunden der Videoaufnahme an und entscheidest, was du in der nächsten Session verändern willst. So kannst du verhindern, dass du zu viel Trainingszeit verbrauchst mit Fehlern und stattdessen schnell nötige Veränderungen vornehmen und so die Effizienz des Trainings ganz wesentlich steigern kannst.Bild 4

Hast du es dir am Abend in deinem Lieblingssessel bequem gemacht und willst dein Training analysieren, reicht es, wenn du stichprobenweise 2-3 Minuten herauspickst und dir diese genau durchschaust, denn die Fehler wiederholen sich und wenige Minuten reichen, um sich ein Bild über die wichtigsten nötigen Änderungen zu machen.

Nach was kannst du im Videoausschnitt Ausschau halten:

  • Wie lange war die Session? Blieb das Tier durchgehend konzentriert?
  • Wie hoch war die Belohnungshäufigkeit (in welcher Zeitspanne erhielt das Tier wie viele Belohnungen?)
  • Wo wurde die Belohnung platziert?
  • Wie lange wurde das gleiche Kriterium belohnt? Wurde zu schnell oder zu langsam zum nächsten Kriterium übergegangen?
  • Welche Fehler geschahen und wie viele?
  • Ab wann geschahen mehr Fehler?

Und am Schluss einer Session fragt Bob Bailey „Are you better off now than before?“ (bist du jetzt besser dran als vorher?). Wenn du die Punkte oben durchgegangen bist, kannst du diese Frage für dich sicher beantworten und dadurch bestimmen, wie du deine nächste Trainingssession gestalten wirst.

Ein paar technische Hinweise

Generell gilt auf alle Fälle „Lieber schlecht gefilmt als gar nicht gefilmt!“. Mit den heutigen Möglichkeiten ist das Filmen aber wirklich zum Kinderspiel geworden. Dein Smartphone oder Tablet bietet alles, was du brauchst. Und wenn du es vorziehst, eine Kamera zu kaufen, bekommst du diese zum erschwinglichen Preis.

Am ehesten wirst du deine Trainings filmen, wenn es wenig Zusatzaufwand bedeutet. Du solltest dir also selber dabei helfen, die neue Gewohnheit des Filmens zu etablieren, in dem du planst, wie sich dies möglichst einfach umsetzen lässt.

Einige nette Gadgets

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Entweder bastelst du eine Handyhalterung selber oder du kaufst für ca. 10-20 EUR ein Handystativ, welches es dir erlaubt, das Handy schon fix zu installieren und auf den Ort des Geschehens auszurichten, so dass du es dann nur noch einschalten kannst.

Nimmst du an einem Seminar teil, hast du vielleicht auch jemanden, der für dich filmt. Organisiere dich schon am Morgen, so dass immer klar ist, wer dich filmen wird und wen du filmen wirst, so dass keine frustrierenden Pausen für die Tiere entstehen, weil man noch erklärt, wie die Kamera funktioniert.

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Hast Du zusätzlich ein Weitwinkelobjektiv fürs Handy (kostet ca. 8 – 15 EUR und lässt sich einfach festklippsen) stellst du sicher, dass auch wirklich das ganze Geschehen festgehalten wird.

 

 

Das ewige Problem mit Akkus und Speicherplatz

Echt mühsam: du willst gerade filmen, aber der Akku ist leer oder der Speicherplatz voll. Probiere einerseits, dir einen hilfreichen Rhythmus anzugewöhnen, wie z.B. immer abends zur selben Zeit kurz alle Videos auf deinen Computer zu verschieben und zugleich auch das Handy an den Strom anzuschliessen.

Viele Apps, die im Hintergrund laufen, brauchen deinen Akku auf. Schalte deshalb alles aus, was du während dem Filmen nicht brauchst (wlan, bluetooth…) oder du kannst das Handy auch gleich auf Flugmodus schalten, was auch verhindert, dass dich jemand während einer Aufnahme anruft (wodurch die Aufnahme abgebrochen wird).

In der kälteren Jahreszeit sollte das Handy nach seinem Einsatz z.B. wieder in einer warmen Jackentasche aufbewahrt werden, da es durch Kälte wesentlich schneller entlädt.

Es schadet aber sicher nicht, wenn du für Trainings auch das Handyladekabel einsteckst. Bist du in der Natur unterwegs, gibt es sehr praktische Zusatzakkus (für 20 – 30 EUR), die ein Handy 1-4 Mal wieder aufladen können bevor sie selber wieder aufgeladen werden müssen.

Das Problem des vollen Speicherplatzes unterwegs kannst du auch mit etwas zusätzlicher Ausrüstung lösen: ein spezieller USB-Stick (ab 20 EUR) fürs Handy ermöglicht es, dass du auf die Schnelle die Videos verschieben kannst und wieder freien Speicherplatz zur Verfügung hast.

Und so optimierst du die Qualität deiner Aufnahmen:

  • Mache alle Videoaufnahmen immer im Querformat, um mehr vom Geschehen festhalten zu können.
  • Filme nicht gegen das Licht, sondern gehe ein bisschen herum, um den besten Winkel für scharfe Aufnahmen mit gutem Kontrast zu finden.
  • Wird ohne Stativ gefilmt, ist es ratsam, das Handy möglichst nah am Körper zu halten, um so Verwackelungen zu reduzieren.
  • Schau auch immer kurz nach, wo bei diesem Handymodell das Mikrofon ist, so dass du nicht unabsichtlich mit der Hand das Mikrofon verdeckst.
  • Und welcher Tierhalter kennt es nicht: überall hat man Leckerchenkrümel. Wenn du deshalb noch kurz mit einem Reinigungstuch die Linse wieder sauber machst, freust du dich später an klaren Aufnahmen.

Nun hoffe ich, dass dich dieser Artikel motiviert hat, für dein nächstes Training die Vorteile des Filmens zu nutzen! Hinterlasse doch unten einen Kommentar!

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Entspannt Trainieren mit mehreren Hunden

von Simone Fasel
Ist es nicht schade, wenn das Training mit dem Hunderudel zu viel Stress verursacht und man es lieber gleich bleiben lässt? Oder wenn man ein schlechtes Gewissen haben muss, weil nur einer dabei sein kann und die anderen eingesperrt werden müssen?

Denn tatsächlich ist es (mit dem richtigen Vorgehen) ganz einfach, mit mehreren Hunden gleichzeitig zu trainieren. Ich zeige dir in diesem Artikel, wie du erreichen kannst, dass der Rest des Rudel ruhig auf den Einsatz wartet, während ein Hund mit dir trainiert.

Vom Chaos zu Spass – eine Schritt für Schritt – Anleitung

Das erfolgreiche Training mit mehreren Hunden basiert auf einem Perspektivenwechsel. Anstatt nur den „aktiven“ Hund im Rampenlicht zu sehen, muss man umdenken und zu Beginn vor allem den Fokus auf den wartenden Hund richten. Das Warten, obwohl ein anderer Hund direkt beim Menschen trainiert, ist die schwierigere Aufgabe und muss entsprechend gezielt aufgebaut und hochwertig belohnt werden.

Die wartenden Hunde sollten nie in eine Boxe gesperrt oder angeleint werden – sondern stattdessen lernen, dass es ihre (gut bezahlte;-)) Aufgabe ist, sich aktiv dafür zu entscheiden, auf ihrem Platz zu bleiben.

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Schritt 1: Zum Liegeplatz laufen und es sich da gemütlich machen

Zuerst müssen alle Rudelmitglieder einzeln lernen, sich auf einen bestimmten Platz zu begeben und es sich dann dort gemütlich zu machen. Dort sollen sie später einmal warten, während einer der anderen Hunde trainiert.

Mittels Clickertraining (Shaping) kannst du diese neue Aufgabe deinem Hund ganz leicht verständlich machen.
Du stellt dich dazu vis-à-vis von deinem Hund – sein künftiger Liegeplatz befindet sich zwischen euch beiden. Durch diese Positionierung wird dein Hund nun sehr wahrscheinlich eine Pfote auf diesen Liegeplatz setzen (um zu dir heranzukommen). Sobald der Hund diesen Schritt tut, sagst Du „yes“ (oder was Du sonst für ein Wort nehmen magst) und wirfst ein Leckerchen hinter ihn (Achtung: Untergrund ohne Ausrutschgefahr wählen). Dies wiederholst du 3 Mal und baust dann langsam auf diesem ersten Erfolg auf, indem du nun nur noch belohnst, wenn dein Hund zwei Pfoten auf den Liegeplatz setzt. Sobald der Hund gelernt hat, mit zuerst einer, dann beiden Vorderpfoten aufs Bett zu stehen, braucht es oft nur noch ganz wenig und schon hüpft der Hund mit allen vier Pfoten auf seinen Liegeplatz.

An die Erarbeitung des nächsten Übungsziels machst du dich am besten, wenn dein Hund schon etwas müde ist. Nun soll dein Hund sich nämlich auf seinem Platz hinsetzen oder -legen. Der Erfolg hängt dabei nicht unwesentlich davon ab, wie bequem der Liegeplatz ist! Du belohnst den Hund nun nicht mehr, sobald er mit allen vier Pfoten auf den Liegeplatz gestanden ist, sondern wartest, bis er Anstalten macht, sich zu setzen oder hinzulegen (das Leckerchen wirfst du jetzt nicht mehr weg, sondern gibst es dem Hund direkt ins Maul).

Achte von nun an darauf, deinen Hund mit seinem Namen zu rufen, bevor er selber von seinem Liegeplatz herunterkommt. So gewöhnt er sich an, auf seinem Platz zu bleiben, bis du ihn heranrufst.

Schritt 2: Auf dem Platz liegen bleiben – auch wenn rundherum das Leben tobt

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Geht dein Hund zügig auf seinen Liegeplatz und setzt oder legt sich da sofort hin, seid ihr bereit für die nächste Phase!

Nun geht es darum, mit dem Hund in kleinsten Schritten ein längeres Bleiben auf seinem Platz zu üben und dies auch, wenn es Ablenkungen um ihn herum hat.

Zuerst beginnst du nur damit, am längeren Warten auf dem Liegeplatz zu arbeiten. Dazu wartest du wieder bis dein Hund zu seinem Platz geht und anstatt ihm sein Belohnungsleckerchen sofort zu geben, zählst du nun innerlich zuerst auf „21 – 22“. Dann kannst du sekundenweise die Dauer immer weiter ausbauen, bis du die Belohnung gibst. Schafft der Hund 1-3 Sekunden, wartest du bei den nächsten Wiederholungen zwischen 5-10, dann 15 – 30, usw.. Probiere die Dauer immer ein bisschen mehr zu steigern – du musst aber keine absolut exakte Zeitdauer einhalten. Anstatt genau bei „34“ zu belohnen, ist es besser, dann das Leckerchen zu geben, wenn dein Hund gerade besonders gelassen wartet.

Kann der Hund ca. 2-3 Minuten bleiben (mit Zwischenbelohnungen), kommen nun auch Ablenkungen dazu. Du kannst dich zum Beispiel selber immer etwas mehr bewegen; im Raum auf- und abgehen, hüpfen, Schränke öffnen und schliessen, du kannst Spielzeug hervornehmen, Leckerchen fallen lassen, usw.

Die Kunst ist, den Schwierigkeitsgrad dieser Ablenkungen nur immer gerade um soviel zu steigern, dass es zwar eine kleine Herausforderung darstellt für den Hund, zu bleiben, er es aber möglichst in 9 von 10 Fällen trotzdem schafft.
Dieses Training solltest du idealerweise über 2 Wochen jeden zweiten Tag für 2 Minuten machen. Damit legst du eine supersolide Basis, dank der Trainingsspass fürs ganze Rudel für die nächsten Jahre garantiert ist.

Schritt 3: Ein anderer Hund beginnt, die „Ablenkung zu spielen“

Danach ist es Zeit für Schritt 3 (unser eigentliches Ziel). Dieser wird dank unserer Vorarbeit bei Schritt 1 und 2 nun fast zum Kinderspiel.
Nun beginnst du damit, während einem deiner „Liegeplatz“ – Trainings einen der anderen Hunde dazu zu nehmen. Wenn du „Frieda“ also bei einer Trainingslektion schon 3-5 Mal fürs Liegenbleiben bei verschiedenen Ablenkungen belohnt hast, lässt du „Bert“ ins Zimmer kommen und ihn eine kurze, möglichst wenig aufregende Übung machen. Z.B. „Bert – Sitz! Prima!“. Bleibt Frieda trotzdem auf ihrem Platz (und davon ist auszugehen, weil sie nun so oft dafür belohnt wurde und zu Beginn der aktuellen Trainingslektion auch noch ein paar Leckerchen zur Unterstützung ihres Gedächtnisses erhalten hatte), bekommt sie natürlich sofort eine Belohnung.

Wenn du mehr als zwei Hunde hast, ist es am idealsten, denjenigen Hund die Ablenkung spielen zu lassen, der schon am erfahrensten ist und auch über etwas Frustrationstoleranz verfügt. Denn auch wenn du immer probierst, auf alle Beteiligten zu achten, ist dein Hauptaugenmerk am Anfang auf dem wartenden Hund.

Von Training zu Training kannst du nun dazu übergehen, von Bert immer aktivere Übungen abzufragen, während Frieda auf dem Bett wartet.
Übe dies mit allen möglichen „Hundeduos“ bis dies problemlos klappt. Dann kannst Du dazu übergehen, dass zwei Hunde warten (später drei, vier… – je nach Grösse des Rudels;-)) und einer eine Übung bei dir macht.

Und so kann es dann einmal aussehen:

Problemlösungen

Gelegentlich wird sich einer der wartenden Hunde verlocken lassen, doch aufzustehen und heranzukommen. Hier ist es sehr wichtig, zu verhindern, dass der herangekommene Hund sich nach dem Aufstehen weiter belohnen kann. Dies bedeutet: die Aktion mit dem Hund, der bei dir ist, wird sofort gestoppt (du kannst diesen z.B. sitzen und warten lassen) – da jedes Weitermachen auch eine Belohnung wäre – und du gehst (absolut emotions- und kommentarlos) mit dem „Ausbrecher“ zu seinem Liegeplatz zurück und wartest da, bis er von selbst wieder raufhüpft. Sobald er dies tut, kannst du ihn ruhig loben, aber gib KEIN Leckerchen. Ansonsten würde dein Hund annehmen, er müsse nur kurz vom Bett herunter- und wieder hinaufhüpfen, wenn er schnell an ein Leckerchen kommen möchte;-).

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Nun geht es an die Umsetzung mit deinem Rudel

Ich bin gespannt, ob dir dieser Artikel Lust darauf gemacht hat, das Training mit mehreren Hunden in Angriff zu nehmen? Wie viele Hunde umfasst dein Rudel und wo siehst du mögliche Herausforderungen beim gemeinsamen Training? Schreib doch unten einen Kommentar!

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